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Run – Hide – Fight

Am 28. August 2018 startete das österreichische Innenministerium die Kampagne „Verhalten und Tipps bei Terror, Anschlägen und Amoklagen".

Nein, es gebe keinen konkreten Anlassfall, sagte der damalige Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) bei einer damaligen Pressekonferenz zum Thema „Verhaltenstipps bei Amok und Terror“.

Die Gefährdungslage sei aber „allgemein erhöht“, weshalb es wichtig sei, „wachsam und vorbereitet“ zu sein. Man müsse aber von einer „Gefährdungslage des islamistischen Extremismus“ ausgehen.

Auf die Frage, warum man gerade jetzt die Kampagne starte, erhielt man die Antwort „Der Zeitpunkt ist der richtige, weil jeder Zeitpunkt der richtige ist„, so Kickl.

Österreich gehöre zwar zu den sichersten Ländern der Welt, das dürfe aber nicht zu einem „falschen Sicherheitsdenken“ führen, meinte Kickl weiteres.
Seit dem Anschlag vom 2.November, mit 4 Toten und 23 Verletzten in Wien, sieht man Österreich hier nicht mehr als Insel der Seligen.

Nach dem Prinzip „Jede und jeder kann überall betroffen sein“ sei das Thema weder zeitlich noch örtlich an ein Ereignis gebunden, so Kickl.

„Die Menschen in unserem Land sollen daher mit Verhaltenstipps bei Amok und Terror vorbereitet sein. Sie sollen unter anderem darauf aufmerksam gemacht werden, was sie in Gefahrensituationen selber tun können bis die Polizei einschreitet. Die Unsicherheit der Bevölkerung soll mit diesen Verhaltenstipps verringert und das Gefühl der Machtlosigkeit ausgeschaltet werden.“

„Noch nie hatten so viele Menschen so viel Angst wie heutzutage“, sagte Kriminalpsychologe Thomas Müller, welcher als Weltweiter Profiler sich einen Namen gemacht hat und der ebenfalls bei der Vorstellung der Kampagne Redner war. „Sich auf den Ernstfall vorzubereiten könne sehr helfen“, so Müller.

Auch in Deutschland ist das Thema nach furchtbaren Anschlägen und Amokläufen in Schulen aktuell und einige Schulen unterrichten bereits, was für Verhaltensmaßnahmen wann zu machen sind.

In den vereinigten Staaten wird dem Verhalten in Amoksituationen – „Active Shooter“ schon seit Jahrzehnten breite Öffentlichkeit geschenkt.
Amerika ist das Land wo Schulamokläufe und Amokläufe fast wöchentlich an der Tagesordnung sind. In Europa hautsächlich bekannt durch das Schulmassaker von Columbine 1999.

„Bowling for Columbine“ ist ein Dokumentarfilm des US-amerikanischen Regisseurs und politischen Aktivisten Michael Moore aus dem Jahr 2002, welcher den Amoklauf weltweit verbreitete.

Die US Homeland Security informiert regelmäßig in breiten Kampagnen die Bevölkerung über Verhaltensmaßnahmen und Prävention bei „Active Shooter“.

Aufgrund von Terror und Amoklagen Weltweit entwickelte sich daher das RUN, HIDE, FIGHT Prinzip.

Run

  • Laufen sie, denn kein Versteck ist so gut, als wie meilenweit von der gefahr entfernt zu sein. Lassen sie dabei alle Sachen/Gepäck hinter sich, Ausnahme dabei eventuelle Leichte Dinge die sie als Waffe verwenden können: Aschenbecher, Flasche, Messer ….
  • Laufen Sie geduckt, wenn es sein muss kriechen Sie, aber behalten sie den Schützen immer im Auge.
  • Laufen sie im Zick-zack, wenn möglich von Deckung zu Deckung.
  • Laufen sie in Gebäuden immer an einer Wand entlang; sind Sie in einer Gruppe unterwegs, so laufen sie hintereinander.
  • Benützen Sie niemals einen Fahrstuhl.
  • Achten Sie darauf, wohin sie fliehen: Nicht dass sie in einer „Sackgasse“ landen.
  • Benützen Sie keine Haupteingänge, flüchten sie durch Notausgänge oder ebenerdige Fenster.
  • Helfen Sie eventuell anderen bei der Flucht, aber evakuieren Sie zunächst sich selber, unabhängig davon, ob andere bereit, sind, Ihnen zu folgen.
  • Bedenken Sie: Das eigene Leben geht vor!
  • Warnen und verhindern Sie, dass Personen in den Gefahrenbereich gelangen, in dem sich der aktive Schütze/ Amokläufer befindet.
  • Laufen sie nicht blindlings um Ecken, wenn sie nicht genau wissen, wo der Täter ist. Machen sie einem persönlichen „Corner Check“ (Kopf in Bodennähe) oder verwenden sie ihre Handykamera dazu.
  • Hat einen der Täter nicht speziell im Visier, vermeiden sie hektische, schnelle Bewegungen, diese sind leichter wahrzunehmen als langsame.
  • Rufen Sie den Notruf 112 an, wenn Sie in Sicherheit sind, und beschreiben Sie den Schützen, den Standort und seine Waffen.
  • Treffen sie auf der Flucht auf Einsatzkräfte, halten sie die Hände sichtbar (Hände hoch). Es gilt jede Person zunächst einmal als tatverdächtigt und wird meist auch so behandelt.

Hide

Ist eine Flucht nicht möglich weil Sie sich in einem höher gelegenen Raum bzw. sich in einem ohne Fenster befinden bzw. der Täter sie noch nicht gesehen hat, so verstecken Sie sich dort und verbarrikadieren wenn möglich den Raum. Amokläufer und Terroristen töten jeden, den sie schnell erreichen können und machen sich kaum die Mühe, Türen aufzubrechen, es sei den Personen werden gezielt gesucht.
Maßnahmen, wenn Sie nicht flüchten können
  • Gehen Sie aus der Sicht des Schützen langsam raus und bleiben Sie sehr ruhig. Machen sie ein kleines und unauffälliges Ziel.
  • Schalten Sie alle elektronischen Geräte (Handy) aus und stellen Sie sicher, dass sie nicht vibrieren.
  • Verriegeln und blockieren sie Türen, schließen sie Jalousien und schalten Sie Lichter aus, Lichtbirnen drehen sie heraus.
  • Übernehmen Sie gegebenenfalls das Kommando und delegieren Sie Aufgaben.
  • Verstecken sie sich nicht in Gruppen und zusammengedrängt, sondern verteilen Sie die Menschen an Wänden oder separat im Raum; dem Schützen sollte es erschwert werden seine „Opfer“ zusammengedrängt anzutreffen.
  • Versuchen Sie, stumm mit der Polizei zu kommunizieren. Verwenden Sie eine Kurzmitteilung (SMS) oder ein soziales Medium, um Ihren Standort zu bekanntzugeben zu kennzeichnen, oder setzen Sie ein Zeichen (Botschaft) in ein Fenster.
  • Bleiben Sie an Ort und Stelle, bis die Behörden Sie herausholen oder Ihnen klar machen, das alles vorbei ist.
  • Haben sie die Türe einmal blockiert, so wird diese nicht mehr geöffnet – es könnte der Täter sein der sich als Polizist ausgibt oder einen „Bekannten“ zwingt, um Einlass zu betteln.
  • Ihr Versteck sollte sich außerhalb der Sicht des Schützen befinden und Schutz (beschusssichere Deckung) bieten, wenn Schüsse in Ihre Richtung abgefeuert werden.
  • Ist ihr Versteck nur ein Sichtschutz, so halten Sie sich möglichst tief am Boden; merken sie aber, dass sich der Schütze nähert, so nehmen Sie eine Position ein, aus der Sie, sobald er nah genug ist kämpfen können.
  • Kann die Türe nicht blockiert werden, so positionieren Sie sich im toten Winkel neben der Tür, um den Täter schnell und überraschend mit der richtigen Technik attackieren zu können, wenn er den Raum betritt (siehe das Kapitel „Fight“).
  • Täter betreten oft gar nicht den Raum, wenn Sie, von der Türe stehend sehen, es ist niemand drinnen; daher kann ein Stehen im toten Winkel Sie vor Entdeckung schützen.

Fight

  • Überwinde deine Schock- Angststarre möglichst schnell (das erreicht man durch Training und durch mentale Vorbereitung „was wäre wenn“).
  • Kannst Du fliehen, so geht das vor kämpfen!
    Berücksichtige die „3 S“ Regel (Stark, Schnell, System).
  • Täusche den Täter vom ersten Augenblick an: Ich habe Angst und bin hilflos, wähle die „ich ergebe mich“ Stellung.
  • Handle so aggressiv wie möglich gegen den Angreifer.
  • Befindet man sich in einem Versteck, so soll man sich darauf einstellen, dass der Täter den Raum betritt. Man erwartet ihn so das er überrascht wird; man greift ihn an sobald er in Reichweite ist.
  • Sei vorbereitet, den Angreifer schwer oder tödlich zu verletzen.
  • Such Dir Verbündete (gib Befehle) und greift den Täter gemeinsam an.
  • Wähle provisorische Waffen (Stühle, Bücher, Feuerlöscher, Scheren, Regenschirme, Fahrräder, Mistkübel ….).
  • Erwarte den Täter in einem Hinterhalt (Räumlichkeit).
  • Wirf Gegenstände (Münzen, Zigarettenpackung, Gläser, Steine …), um den Schützen abzulenken und leichter zu entwaffnen. Das kann bei Messern und Hiebwaffen zielführend sein, ist auch bei Langwaffen möglich, aber keine empfehlenswerte Technik bei Faustfeuerwaffen.
  • Gib nicht auf und höre erst dann auf, wenn der Täter kampfunfähig (kontrolliert, bewusstlos oder tot) ist.
  • Das erste Ziel sollte vor jedem Kampf aber das Entkommen sein!

Die hier geschilderten Prinzipien bzgl. Verhalten bei einem „Active Shooter“, Amok und Terror entstammen dem Buch „Geflasht! 3 – Strategien gegen Amok und Terror“. Das Buch ist erschienen beim „Österreichischen Milizverlag“.

Quelle: http://www.miliz.at/de/shop/militaerische-ausbildung/geflasht-moderne-selbstverteidigung-band-3

Auf 98 Seiten, mit anschaulichen Fotos, werden hier Szenarien und reale Vorfälle Weltweit behandelt und Maßnahmen zum Eigenschutz gelehrt.